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1875BrauneW

 

We present a study dedicated to the experimental investigation of the function of the ligamentum capitis femoris (LCF). Wilhelm Braune established that the LCF prevents hip supination and adduction, especially during flexion. In the conclusion of the study, the author writes: "It also remains to determine in which body movements this ligament function plays a role, as it is currently unclear why the femur requires a special fixing device…". Apparently, Wilhelm Braune did not have time to find the answer, since his outstanding monograph on LCF does not say a word (Braune W, Fischer O. Der Gang des Menschen (1895 books.google). Based on our own experiments on mechanical models and research, we believe that adduction and supination of the hip, along with flexion, are observed at the beginning of the single-support period of the step. At this moment, tension occurs in the LCF, allowing to reduce the load on the upper segment of the femoral head. The LCF is also stretched in the vertical position when standing on one leg and in the pose of an ancient statue.

The text is prepared for machine translation using a service built into the blog from Google. In some cases, we have added links to quotations about LCF available on our resource, as well as to publications posted on the Internet. 

Ueber das ligamentum teres des menschlichen Hüftgelenks.


Seit durch den Einfluss der Weber'schen Arbeiten an Stelle der gedankenarmen Skalpellanatomie Weitbrecht's die mechanische Behandlung der Gelenke trat, ist das Verständniss der animalen Locomotion durch eine Reihe fruchtbarer Untersuchungen rasch gefördert worden. Allein, noch viele Punkte auf dem Gebiete der Gelenklehre harren der völligen Aufklärung, so dass auch hier von einer Vollendung der sogenannten groben Anatomie nicht im Entferntesten die Rede sein kann. Einen solchen noch dunkeln, oder wenn man es genauer bezeichnen soll streitigen Punkt, bildet das ligamentum teres des menschlichen Hüftgelenks. So zahlreich auch die Arbeiten über die Funktion des ligamentum teres in der deutschen wie ausländischen Literatur sind, so direkt stehen sich die Ansichten der verschiedenen Autoren gegenüber. Während die Einen es zu den fibrösen Bändern des Hüftgelenks rechnen und es als einen wesentlichen Bestandtheil des daselbst angebrachten Arretirungsapparates ansehen, sprechen Andere demselben den Charakter eines wirklichen Gelenkbandes vollständig ab und erklären es nur für eine Synovialfalte, im Inneren der Gelenkhöhle angebracht, welche höchstens die Umhertreibung der Synovialflüssigkeit regulire, auf die Bewegung des Gelenkes selbst aber keinen Einfluss auszuüben im Stande sei. Letztere Ansicht, die neueste der über diesen Gegenstand geäusserten, sucht auch eine Stütze für ihre Wahrheit darin, dass das Band nicht selten fehle, ohne dass Störungen in dem Gebrauche des Gelenkes beobachtet worden seien, sowie dass es bei Luxationen des Oberschenkelkopfes regelmässig zerreisse, ohne dass eine Wiederverwachsung des Bandes zu Stande komme, und doch habe man dadurch keinen wesentlichen Schaden für den Gebrauch des Hüftgelenkes nach gelungener Reposition entstehen sehen.

Der Grund dieser Verschiedenheit der Urtheile liegt zum grossen Theil in der Schwierigkeit der Untersuchung. Das Band liegt so versteckt im Inneren des Hüftgelenkes, dass es nur nach Zerstörung wichtiger Parthien des übrigen Bandapparates sichtbar wird, was natürlich die Beobachtung der normalen Gelenkbewegungen beträchtlich erschwert. Auch die Entfernung eines Theiles der knöchernen Pfannenwand von der Beckenhöhle aus, macht das Band mit seinen Bestandtheilen nicht in der ganzen Länge sichtbar, und stört durch das Eindringen der Luft in die Gelenkhöhle das normale Spiel der gleitenden Gelenkflächen. Gleichwohl gibt diese Methode der Untersuchung, welche die fibröse Kapsel mit sämmtlichen accessorischen Bändern erhält, den

besten Einblick in die Spannungsverhältnisse des Ligaments, und hat wesentlich dazu beigetragen, ältere falsche Ansichten zu beseitigen und den Gelenkapparat besser kennen zu lernen. Es soll in Folgendem versucht werden, die Funktion des ligamentum teres näher kennen zu lernen. Wenn auch die Untersuchungen, die hierzu nöthig erscheinen, noch nicht abgeschlossen sind, so glaube ich doch bereits jetzt schon einige Resultate mittheilen zu können, welche die Kenntniss dieses Bandapparates fördern werden.

Ist die Annahme berechtigt, dass, wie im Knochenbau durch Zug und Druck in bestimmten Richtungen sich Spongiosazüge ausbilden, so auch das lockere Bindegewebe durch wiederholten Zug sich zu festen Fasersträngen ordnet, welche schliesslich Gelenkbänder herstellen, so muss die Festigkeit und Stärke eines Bandes einen Rückschluss gestatten auf die an demselben wirkenden Kräfte. Man wird somit, wenn die relative Festigkeit eines Bandes einmal nachgewiesen ist, auch anzunehmen haben, dass dasselbe in der Richtung seiner Fasern einen direkt dem Zug entgegenwirkenden wesentlichen Widerstand leistet, die Gelenkbewegungen mit regulirt, also auch den Namen eines ächten Gelenkbandes verdient.

Es erschien mir deshalb vor allem Andern nothwendig, die Widerstandskraft des ligamentum teres zu messen, was, nach meinem Befunde in der Literatur, bisher noch nicht ausgeführt worden ist. Es geben zwar fast alle Autoren an, dass in der Synovialfalte 2 fibröse Stränge von dem Pfanneneinschnitte nach der Grube im Oberschenkelkopfe hinaufziehen, aber es wird nichts Bestimmtes über deren Festigkeit angegeben. Humphry (the human skeleton. Cambridge 1858, p. 521), beschränkt sich auf die Mittheilung, dass das Band relativ stärker bei jungen, schwächer bei älteren Individuen sei. Henle (Bänderlehre 1. Auflage p. 124) und Aeby (der Bau des menschlichen Körpers, p. 305) sprechen ihm dem Charakter eines Bandes vollständig ab.

Die Versuche, welche ich in Gemeinschaft mit Herrn cand. med. Clasen über die Widerstandskraft des ligamentum teres anstellte, sind allerdings noch nicht zahlreich genug, um ein endgültiges Urtheil zuzulassen. Sie ergeben aber, dass eine grössere Kraft zum Zerreissen desselben nothwendig ist, als man nach den Angaben von Henle und Aeby erwarten durfte. Sie sollen noch weiter vervollständigt werden, wenn genügendes Material zur Disposition steht.

Die ersten Versuche wurden unter den ungünstigsten Verhältnissen für das Band angestellt, absichtlich, um das Minimum der Widerstandsfähigkeit zu erhalten. Das Becken ward aufgehängt, und der nach circulärer Abtrennung der Kapsel von der Pfanne gelöste und nur am ligamentum teres hängende Oberschenkel so lange unter allmähliger Vermehrung daran gehängter Gewichte belastet, bis das Band durchriss. Da bei dieser Haltung des Beckens das Band aus seiner ursprünglichen Lage gebracht war, so wurde hier nur ein Theil seiner Fasern auf einmal in Anspruch genommen, das Band also eigentlich successive zerrissen und aus seiner Einpflanzung am Oberschenkel herausgeschält. Auch bei dieser ungünstigen Lage, bei der also nur ein Theil der Festigkeit gemessen wurde, vermochte das Band noch über 30 Pfund zu tragen.

1. Versuch. Starker, muskelkräftiger Mann, 52 Jahre alt; den Tag vor der Untersuchung im Hospitale an Lungenblutung gestorben. Die Sektion ergab alte Infiltrationen auf der linken Lunge.

Das ligamentum teres der linken Seite riss erst durch bei einer allmähligen Belastung von Belastung von 19325 Gramm, (Gewicht des Oberschenkels mitgerechnet), der Ansatz des Bandes war aus der Grube des Oberschenkels herausgerissen.

Auf der rechten Seite riss das Ligament bei einem Gewicht von 19950 Gramm und zwar nahe dem Beckenursprunge quer durch.

2. Versuch. Muskelschwacher Phthisiker, 74 Jahr alt; den Tag vorher im Hospitale gestorben. Aufhängung des Beckens die gleiche, wie bei dem vorigen Cadaver.

Auf der rechten Seite riss das Band bei einer Belastung von 18850 Gramm ab, und zwar unmittelbar am Oberschenkelkopfe.

Auf der linken Seite riss das Band sofort bei Beginn des Versuches durch. Es zeigte sich so reducirt, dass es nur das Ansehen einer innern Synovialfalte darbot.

Bei den folgenden Versuchen wurde die Aufhängung so eingerichtet, dass möglichst alle Fasern des Bandes gleichzeitig belastet wurden. Zu dem Zwecke wurde der nach Durchschneidung der Kapsel herausgezogene Oberschenkelkopf aufgehängt und das am Ligament hängende Becken belastet. Es ward in den Oberschenkelkopf in der Mitte seines äusseren oberen Theiles eine starke Schraube so befestigt, dass die Achse des Schenkelhalses nahe horizontal zu liegen kam. An das frei herabhängende Beckenstück ward ein fester, die Gewichte aufnehmender Sack, in der Gegend des Sitzhöckers befestigt. Es wurde mit kurzen nur wenige Sekunden betragenden Pausen die Belastung Pfundweise so lange vermehrt, bis die Durchreissung erfolgte.

Während bei den ersten Versuchen ein längere Zeit andauerndes Krachen den Beginn der allmähligen Zerreissung anzeigte, riss bei diesen Versuchen das Band fast momentan durch.

3. Versuch. Muskelschwacher Körper eines 18 jährigen Mannes, der 31 Stunden vor dem Versuche im Hospitale an akuter Peritonitis gestorben war.

Das ligamentum teres der rechten Seite trug 32000 Gramm und zerriss erst bei einer Belastung von 33500 Gramm. Die Zerreissung erfolgte in der Mitte des Bandes.

Das Ligament der linken Seite trug nur 21500 Gramm und zerriss bei einer Belastung von 22500 Gramm. Es riss dicht am Oberschenkelkopf quer durch.

Da die Zeit zwischen den Belastungen eine relativ kurze war, und man einwenden könnte, dass bereits vor Abschluss des Versuches vielleicht die Zerreissung eingeleitet worden sei, so wurde noch ein weiterer Versuch vorgenommen, bei welchem eine gegebene Gewichtmenge über eine Viertelstunde lang am Bande hängend gelassen wurde.

Das Becken stammte von dem abgemagerten muskelschwachen Körper einer 30 jährigen Frau, die am Gehirncarcinom im Hospitale verstorben war. Der Versuch ward unmittelbar nach der Sektion, also bei frischem Zustande der Gewebe, vorgenommen. Die Aufhängung war die gleiche wie bei den letzten Versuchen.

Nach einer Belastung von etwa 80 Pfunden wurde das Präparat eine Viertelstunde in der Schwebe gelassen. Das Band ertrug aber noch eine bedeutend stärkere Belastung; denn als dieselbe bis auf einen Centner gesteigert worden war, war nicht die geringste Veränderung am Bande zu bemerken, trotzdem die Last über 5 Minuten schwebend gelassen wurde. Erst bei der Belastung von 114 Pfund, die ganz allmählig vorgenommen ward, riss das Ligament durch und zwar unter längere Zeit hörbarem .Krachen, so dass auch hier eine allmählige Zerreissung angenommen werden konnte. Es zeigte sich, dass das Band am Pfannenrande abgerissen war und ein Stückchen Knochen mit abgelöst hatte.

Auf Grund dieser Beebachtungen muss man annehmen, dass das ligamentum teres nicht bloss die Bedeutung einer Synovialfalte hat, sondern so starke fibröse Stränge, welche ihm seine Festigkeit verleihen, besitzt, dass es unbedingt in die Reihe der wirklichen fibrösen Gelenkbänder gehört. Es hat allerdings den Anschein, als ob sehr bemerkliche Unterschiede in der Festigkeit des Bandes bei verschiedenen Individuen vorhanden seien, so dass es nothwendig ist, daraufhin weitere Untersuchungen anzustellen, genau die verschiedene Stärke bei verschiedenen Individuen zu controliren und nachzuschen, ob sich der Satz von Humphry bewahrheitet, wonach das Band bei jugendlichen Individuen grössere Stärke besitzen soll, als bei alten Leuten. Ferner ist zu untersuchen, welche Veränderung mit dieser wechselnden Stärke an den übrigen Gelenktheilen parallel gehen, sowie bei Fehlen des Bandes nachgesehen werden muss, ob hier regelmässig bestimmte Gelenkformen auftreten und Unregelmässigkeiten im Gebrauche des Gelenks sich zeigen, die der Beobachtung bisher entgangen sind. Natürlich gehört zur Beantwortung dieser Fragen eine grosse Menge Material, welches erst allmählig beschafft werden kann. Ich werde aber bei Fortsetzung meiner Untersuchung, die noch längere Zeit in Anspruch nehmen wird, Rücksicht auf diese Fragen nehmen. Bis jetzt schien es mir, als ob das Band in allen den Fällen fehle, wo der Gelenkkopf wesentliche Formveränderungen, nämlich Schliffrinnen in sagittaler Richtung zeigt, oder seine Kugelform in der Weise abgeändert hat, dass er mehr einer quergestellten Walze gleicht, also nur beuge- und streckfähig geworden ist. Da diese Beobachtungen aber nicht zahlreich genug sind, so wage ich noch nicht, dies als Regel aufzustellen.

Wünschenswerth wäre es ferner, geheilte Hüftgelenkluxationen in dieser Beziehung genauer zu studiren, da man doch annehmen muss, dass die regelmässig dabei erfolgende Zerreissung des ligamentum teres irreparabel ist. Es wäre nicht unmöglich, dass dem Gange der sonst gut geheilten Patienten bestimmte Charaktere aufgedrückt blieben, die sich bisher nur der Beobachtung entzogen haben.

An dieser Stelle tritt auch die Frage anf nach dem Vorhandensein und Fehlen des ligamentum teres in der Thierwelt. Allein auch hier geben die bisher bekannten Befunde in mechanischer Beziehung keinen genügenden Aufschluss.

Nach den Angaben von Savory (Journal of Anatomy and Physiology, May 1874, p. 291), Humphry (the human skeleton. Cambridge, 1858, p. 507), Welcker (Zeitschrift für Anatomie und Entwicklungsgeschichte. Leipzig 1875, p. 71), besitzen das ligamentum teres die meisten Affen, namentlich der Chimpanse und Gorilla, Hund, Katze, Rind, Pferd, Hase, Fledermaus, Schuppenthier, Gürtelthier, Ameisenscharrer.

Es fehlt beim Orang, Elephant, Faulthier, Seehund, Wallross, Schnabelthier.

Unter den Vögeln besitzt es der Strauss, dagegen fehlt es beim Emu. Humphry behauptet nun zwar, dass es bei all den Thieren vorhanden sei, deren hintere Extremitäten an einer seitlich gestellten Pfanne artikulirten und eine nach abwärts mediale Richtung hätten, während es bei all den Thieren fehle, die eine direkt nach abwärts gerichtete Gelenkpfanne besässen. Allein diese Angaben bedürfen noch sehr der Bestätigung und sind noch nicht so ohne Weiteres verwerthbar, da auch beim Orang die Hüftgelenkpfannen nach aussen gerichtet sind. Nun gibt zwar Savory an, dass gerade das Beispiel des Orang sehr lehrreich sei, da der Bau des Fusses den Mangel des lig. teres erkläre. Da er aber diese Behauptung nicht durch genauere Angaben über den Bau des Fusses begründet, so ist auch mit dieser Notiz vor der Hand noch nicht viel anzufangen. Es wird weniger darauf ankommen, das vergleichend anatomische Material in's Unbestimmte zu vermehren, als durch genaue Untersuchung festzustellen, wodurch sich die Hüftgelenke beim Orang und Chimpanse, sowie beim Strauss und Emu auch in anderen Beziehungen unterscheiden. Denn wenn das lig. teres eine wichtige Function besitzt, so ist es sehr auffällig, dass es bei einander so nahe stehenden Thieren nicht in gleicher Weise vorhanden ist.

Wenn es nun feststeht, dass das lig. teres ein starkes widerstandsfähiges fibröses Band ist, also seinen Namen als Ligament, den ihm Henle (Bänderlehre p. 124) und Aeby (Bau des menschlichen Körpers p. 305) streitig machen, behalten muss, so ist auch damit schon gesagt, dass es eine auf die Bewegungen des Hüftgelenks einwirkende Thätigkeit ausüben muss, dass es in starke Spannung versetzt wird bei gewissen Stellungen des Gelenks und gewisse Bewegungen des Gelenks regulirt. Denn Bänder entwickeln sich erst aus dem lockeren Bindegewebe durch wiederholten Zug in bestimmter Richtung.

Es stehen aber einer solchen Annahme die Ansichten hervorragender Anatomen entgegen.

Henle (a. a. O. p. 131) sagt, "dass das lig. teres in die Bewegungen des Hüftgelenks irgendwie hemmend eingreife, muss ich bestreiten. Es wäre wunderbar, wenn die Natur ein so gefässreiches Gebilde zu einem Dienst bestimmt haben sollte, in dem es nothwendig Dehnung und Zerrung erfahren muss, während doch sonst überall Vorsorge getroffen ist, dass die Blutgefässe von der Compression wie von der Spannung einzelner Körpertheile unberührt bleiben“. Ferner: „Keine einzige Bewegung des Schenkels führt zu einer eigentlichen Anspannung des lig. teres, und die Bewegung, bei der es am meisten gestreckt wird, wenn man nämlich durch Adduction des Schenkels die fossa capitis nach oben führt, kann nach Durchschneidung des lig. teres nicht weiter geführt werden als vorher." Endlich: Wenn das lig. teres einen mechanischen Effekt hat, so ist es der, dass es bei den Bewegungen, bei welchen es gestreckt wird, vermittelst der Fasern, die es aus der Kapsel bezieht, die letztere enger an den Schenkelhals heranzieht."

Langer (Handbuch der Anatomic. Wien, 1865, p. 165) äussert sich: "Das gefässreiche lig. teres dürfte wohl kaum mit der Zähigkeit seiner Fasern wesentlich in den Gang des Gelenkes eingreifen."

Welcker (Zeitschrift für Anatomie und Entwicklungsgeschichte. Leipzig, Veit & Comp., 1875, p. 60 u. ff.) hat sich am gründlichsten mit dem Bau des lig. teres beschäftigt und mit bekannter Genauigkeit und Schärfe den Bau und die Insertionen, sowie die Analogie mit der columna anterior des lig. corarobrachiale an der Schulterkapsel nachgewiesen.

Auch er spricht demselben den Charakter als Hemmungsband ab, und gibt an, dass es zu einer eigentlichen Spannung des Ligaments bei keiner Stellung des Femur komme; denn die Ursprungsstelle des lig. teres wandere, in Folge des Zusammenhanges desselben mit der Kapselwand. "Das Kapselband der Hüfte ist so beschaffen und die Anheftungspunkte des lig. teres sind so gelagert, der Beckenursprung dieses Bandes auch anderweitig so eingerichtet, dass dasselbe, so lange die Kapsel intakt ist, bei keiner Stellung gezerrt wird, oder in die Lage kommt, als Hemmungsband zu wirken, zu welch letzterem Behufe es überdies zu schwach sein würde."

Es wird später nothwendig werden, auf die Angaben dieses Untersuchers zurückzukommen, wenn der Bau des Ligaments besprochen wird.

Während Henle als einzige Funktion des lig. teres eine Anpressung der Gelenkkapsel und zwar an sehr beschränkter Stelle zulässt, deren mechanische Bedeutung nicht recht ersichtlich ist, schreibt ihm Welcker die Umhertreibung der Synovia zu. Das Ligament mache bei jedem Schritte eine wischende Bewegung auf dem unter der fovea liegenden Theile der Kugeloberfläche, und besorge dadurch die fortwährende und vollständige Einsalbung des Gelenks beim Gehen. In ähnlicher Weise wirke die Bicepssehne beim Schultergelenk, die halbmondförmigen Knorpel und das lig. mucosum beim Kniegelenk.

Die Unhaltbarkeit dieser Ansicht liegt auf der Hand. Da bei den Bewegungen der Gelenke die sich berührenden Knorpelflächen ihre Lage zu einander fortwährend wechseln, so wird eine in das Gelenk ergossene Flüssigkeit auch durch die Gelenkbewegung an sich allseitig herumgetrieben werden müssen, in gleicher Weise, wie dies bei dem Einölen der Achsenlager an Maschinen geschieht. Ausserdem lässt auch die Welcker'sche Annahme es vollständig unerklärt, wie der obere Theil der Kugeloberfläche, der gerade beim Gehen die Hauptreibung zu erleiden hat, eingeölt werden soll durch einen Apparat, der nicht bis zu dieser Stelle hinaufreicht.

Ich will übrigens ausdrücklich bemerken, dass für den Zufluss und Abfluss des Blutes, sowie der Lymphe, nach der Gelenkhöhle hin, das Band entschieden von Bedeutung sein muss. In ähnlicher Weise wie bei den Bewegungen des Hüftgelenks durch die wechselnde Spannung des lig. teres ein sehr bemerkbares Einziehen und Heraustreten des Fettzellgewebes an der incisura acetabuli stattfindet, wird auch eine Flüssigkeitsbewegung von und nach der Gelenkhöhle an dieser Stelle erwartet werden können.

Die Angaben der erwähnten Autoren, wonach das lig. teres bei keiner Stellung des Schenkels zu einer eigentlichen Spannung komme, stellten die Aufgabe, vor allem Weiteren darauf hin die Untersuchung zu richten; und vor der Hand zu probiren, ob sich das Band durch bestimmte Bewegungen am unverletzten Gelenk isolirt zerreissen lasse. Denn wenn dasselbe eine genügende Festigkeit besitzt, um einen wesentlichen Einfluss auf einzelne Bewegungen des Hüftgelenkes auszuüben, so muss es auch bei Bewegungen in bestimmter Richtung, wenn 'dieselben nur mit genügender Kraft ausgeführt werden, zerreissbar sein, ohne dass andere Bänder mit zerreissen.

1. Versuch. An einem alten Spirituspräparat, welches noch von den Präparirübungen übrig war, wurden die Muskeln sorgfältig mit Schonung der Bänder und Kapsel des Hüftgelenks hinweggenommen, unter Fixirung der Beckenhälfte der Oberschenkel in starke Beugung gebracht und darauf mit Gewalt adducirt und nach aussen rotirt. Sofort hörte man ein Krachen im Gelenk, aber ohne dass eine bemerkenswerthe grössere Beweglichkeit gleichzeitig aufgetreten wäre. Es ward nun mit Schonung des fibrösen Gelenkapparates die Pfanne von der Beckenhöhle aus geöffnet, um das ligamentum teres sichtbar zu machen. Man konnte deutlich erkennen, dass dasselbe, bis auf einen kleinen Rest an seinem vorderen Rande, von hinten her durchrissen war, und sich auch deutlich davon überzeugen, dass diese Verletzung nicht erst nachträglich beim Eröffnen der knöchernen Pfanne zu Stande gekommen war. Unter erneuten Versuchen, das Band durch Adduction und Auswärtsrollen des gebeugten Oberschenkelknochens stark zu spannen, riss es völlig durch, zugleich aber auch der hintere Rand des ligamentum superius.

Ein 2. Versuch wurde an einem gleichfalls noch vom Präparirsaale stammenden Spirituspräparate gemacht, aber nach vorhergegangener Eröffnung der knöchernen Pfanne vom Becken aus, natürlich unter Schonung sämmtlicher Gelenkbänder, um den ganzen Zerreissungsmodus, sowie die zu machenden Bewegungen, besser controlliren zu können.

Bei den Bewegungen, die den gebeugten Oberschenkel mit Gewalt noch weiter adduciren und nach auswärts rollen sollten, als dies die federnden Bänder gestatteten, riss das stark gespannte ligamentum teres unter deutlich hörbarem Krachen in seiner hinteren Hälfte nahe am Oberschenkelkopfe ein und endlich gänzlich durch, zugleich trat aber auch der Kopf durch einen dabei plötzlich entstandenen Kapselriss hinter dem ligamentum superius nach aussen. Es war also eine luxatio iliaca zu Stande gebracht worden. Das ligamentum superius war völlig unverletzt.

Aus diesen Versuchen geht wohl zur Genüge hervor, dass das ligamentum teres an seiner straffen Anspannung nicht durch andere Bänder verhindert wird, dass es demnach auch als Hemmungsband für gewisse Bewegungen des Hüftgelenks angesehen werden kann, aber auch dass es hauptsächlich mit seinen hinteren Faserzügen agirt, sowie ferner, dass es in seiner Leistung am Ende seiner Dehnung wahrscheinlich von den fibrösen Strängen an der hinteren Kapselwand unterstützt wird, sowie von den äussersten Zügen des ligamentum superius. Sichere Angaben wage ich jedoch hierüber nicht zu machen, da derartige Versuche nicht genau genug sind, weil unbeabsichtigte Bewegungen nicht völlig ausgeschlossen bleiben.

Die Ansicht von Meckel (Anat. II. p. 366), wonach das lig. teres die Verrenkung des Oberschenkelbeins nach hinten hindere, findet also dadurch ihre Bestätigung; sowie auch durch die Sektionsbefunde bei Luxationen in dieser Richtung, welche regelmässig eine Zerreissung des lig. teres constatirten. (Führer, Handbuch d. chir. Anatomie, p. 1008.)

Luxationen nach vorn können dagegen am Cadaver erzeugt werden, ohne Zerreissung des lig. teres. Dass trotzdem auch hier das Ligament zerrissen gefunden wurde, wie die Angaben von Aubry, Schuh ergeben (Führer a. a. O. p. 1010), mag wohl darin seinen Grund haben, dass die luxirende Gewalt mit dem Heraustreten des Oberschenkelkopfes aus der Pfanne noch nicht erschöpft war, sondern noch weitere Organe in Spannung versetzte und zerriss, wie eben das lig. teres.

Als entscheidende Versuche können diese Zerreissungen des lig. teres aber nicht angesehen werden, weil es nicht gelang, das Band völlig durchzutrennen, ohne zugleich einen Theil der übrigen Bänder mit zu verletzen. Es ist dies aber auch nicht zu verlangen, da sich die Bewegungen, welche man machen musste, um eine isolirte Spannung des Bandes hervorzubringen, nicht sicher controlliren liessen, und weil man nicht sofort mit der Trennung des Bandes die Bewegung zu hemmen vermochte.

Zweierlei geht aber aus diesen Versuchen, die ich mehr als Orientirungsmittel betrachten möchte, sicher hervor; erstens die Möglichkeit einer wirklichen straffen Anspannung des Bandes und zweitens die Hülfe der fibrösen Theile an der hinteren Kapsel-wand, die bei dem höchsten Dehnungsgrade des Bandes zu sofortiger Aktion bereit steht; denn nach dem Einreissen des lig, teres zeigte sich keine bemerkenswerthe grössere Beweglichkeit des Oberschenkels.

Es handelte sich nun um die genauere Bestimmung der Stellung des Oberschenkels, welche die Anspannung des lig. teres bedingt, sowie um die Messung der vermehrten Bewegungsgrösse, die durch die isolirte Durchtrennung des Bandes gewonnen werden muss. Denn eine vermehrte Beweglichkeit muss eintreten, wenn das Band Hemmungsapparat ist; sie braucht aber darum keine grosse zu sein und kann sich daher recht gut einer nicht strengen Beobachtung entziehen. Aus den Zerreissungsversuchen lässt sich von vornherein erwarten, dass diese Grösse keine sehr bedeutende sein wird.

Ehe ich auf die darauf bezüglichen Messungen eingehe, muss ich aber die Angaben der Untersucher hier besprechen, welche im Gegensatz zu Henle, Aeby und Welcker das Band für einen Hemmungsapparat erklären.

Alle welche in neuerer Zeit sich mit diesem Gegenstand beschäftigt haben, sind zunächst darin einig, dass bei vollständiger Streckung des Schenkels das Band nicht gespannt wird, was früher von Weber angenommen wurde, welcher angab, dass es die Adduction des gestreckten Oberschenkels hindere. Man kann sich durch ein in der knöchernen Pfanne angebrachtes Fenster leicht davon überzeugen, dass bei völliger Streckung des Schenkels das Ligament schlaff ist und sich faltet.

In der That wird bei vollständiger Streckung durch die Torsion des auf der Vorderseite des Gelenks liegenden Bandapparates der Oberschenkel so fest in die Hüftpfanne eingeschraubt, dass keine Bewegung im Sinne der Adduktion oder Rotation mehr möglich ist, dass also eine sichere Arretirung der Bewegungen des Rumpfes auf dem schlüpfrigen Schenkelkopfe erfolgt, auch ohne Zuhülfenahme des lig. teres.

Demnach fallen auch die Annahmen der Autoren, welche das lig. teres als einen Trageapparat des Rumpfes bei aufrechter gestreckter Stellung des Rumpfes ansehen, hinweg.

Partridge soll nach den Angaben von Savory (Journal of Anatomy and Physiology, May 1874, p. 291) in seinen Vorlesungen am King's College das Band als Trageapparat des aufrechtstehenden Rumpfes demonstriren, und es mit den Riemen vergleichen, die einen Kutschkasten schwebend an die C Federn befestigen.

Ebenso Turner (Human Anatomy and Physiology. Edinburgh 1857), welcher dasselbe lig. interarticulare seu suspensorium nennt.

Savory (a. a. O. p. 292) behauptet, dass das Band mässig gespannt ist, bei aufrechter Haltung des Körpers auf beiden Beinen. Es werde stärker gespannt, wenn bei aufrechter Körperhaltung der Schenkel schwach gebeugt ist. Es erfahre seinen höchsten Grad von Spannung, wenn der Körper nur auf einem Beine ruhe, wobei das Becken mit der freien Seite sich etwas senke. Es nehme also einen Theil des Druckes ab, mit welchem bei aufrechter Körperhaltung Kopf und Pfanne an den obersten Punkten aufeinander pressen. Das Band trage also einen Theil der Körperlast bei aufrechter Stellung.

Schon bei der Debatte, welche sich an den Vortrag Savory's anknüpfte, zeigte Humphry das Unhaltbare dieser Annahme, wegen der Erschlaffung des Ligaments bei aufrechter Stellung, indem er seine eigenen früheren Angaben etwas modificirte. Denn noch in seinem Buche (the human skeleton. Cambridge 1858, p. 516) gibt er an, dass bei Stand auf einem Beine, wie z. B. in der Ruheposition des Militärs, unter schwacher Beugung des Hüftgelenks das Becken aufgehängt am lig. superius der stützenden Schenkelseite sei, welches um so mehr vom lig. teres unterstützt werde, je weiter die Beugung gehe und den hinteren schwächeren Rand des lig. superius in's Spiel bringe. Bei aufrechter Stellung wird aber nie die Beugestellung so stark, dass das lig. teres in Aktion treten kann, namentlich nicht bei der Ruheposition, wo das Becken eine geringere Neigung einnimmt und dadurch das lig. Bertini als Aufhängemittel ergiebig benutzt.

Im Uebrigen gibt Humphry in Uebereinstimmung mit Henke und Meyer an, dass das lig. teres bei Beugung des Hüftgelenks in Aktion trete, bei gestreckter Stellung sich lockere und dann weder durch Rotation noch Adduktion gespannt werden könne. Es spanne sich aber an, wenn der gebeugte Schenkel adducirt und nach aussen gerollt werde (a. a. O. p. 518). Ausserdem werde mit der Spannung und Erschlaffung des Bandes das Fettzellgewebe an der incisura acetabuli heraus- und in den Kapselraum hereingezogen. (p. 519.)

Nach Henke (Handbuch der Anatomie und Mechanik der Gelenke, p. 203) kommt das Band fast nie zu wirklicher Spannung. Es soll bei Adduktion in gestreckter, oder Rotation nach aussen in gebeugter Lage, gespannt werden. Die Adduktion werde bereits anderweitig gehemmt, ehe es zur Spannung des lig. teres kommt. Für letztere könne dieselbe abschliessend wirken. Wenn man den einen Fuss auf das andere Knie lege, so könne der erhobene Schenkel nicht herabsinken, weil er dann noch weiter um seine Längsachse gedreht werden müsste. Ebenso spricht sich Struthers (the Lancet, Febr. 1863) aus. Die einzige Funktion des lig. teres sei Hemmung der Aussenrollung des gebeugten Schenkels.

Nach den Angaben von Meyer (Statik und Mechanik des menschlichen Knochengerüstes, 1873, p. 341) ist das lig. teres Hemmungsband. Es beschränke bei flektirter Lage des Schenkels die Adduktion und Aussenrollung.

Um mich sicher davon zu überzeugen, ob nach Durchtrennung des lig. teres bei sonst unverletzter Kapsel eine vermehrte Beweglichkeit des Oberschenkels nach irgend einer Richtung zu Stande komme, nahm ich das frische Hüftgelenk von einer im Hospitale an Hirncarcinom gestorbenen Frau, an welchem die Pfanne von innen her geöffnet war, und warf das Spiegelbild der Sonne mittelst eines am Beckenstück festgeschraubten Metallspiegels an die Wand bei sicher fixirtem Oberschenkel und stärkster Spannungsstellung des gut sichtbaren lig. teres, dessen straffe Spannung vorher wiederholt durch eine untergeschobene Aneurysmanadel controllirt wurde. Unter dauerndem Zug in der Richtung der Spannung, bei welchem das Spiegelbild an der Wand seine Lage nicht veränderte, ward das lig. teres durchschnitten. Sofort zeigte die Lageveränderung des Spiegelbildes an der Wand, dass eine Bewegung der Durchschneidung gefolgt war, was auch das beträchtliche Auseinanderweichen der Schnittflächen am Bande bestätigte.

Um diese Grösse zu messen, ward ein zweites ähnlich angelegtes Spiritus-l'räparat in den Theodolithen gebracht und das dislocirte Spiegelbild durch Drehung an beiden mit Gradeintheilung versehenen Scheiben wieder an seine alte Stellung gebracht. An der horizontalen Scheibe musste eine Drehung von 7°, an der senkrechten von 10° hierbei ausgeführt werden.

An einem dritten Präparate, bei welchem das Ligament sich sehr reducirt zeigte und die Weichtheile durch das lange Liegen im Spiritus ihre Beweglichkeit theilweise eingebüsst hatten, zeigte sich dagegen nach dem Durchschneiden des Bandes absolut nichts von einem Ausschlage.

Diese Beobachtungen ergeben, dass das lig. teres ein unzweifelhaftes Hemmungsband sein kann, dessen Verletzung aber die Beweglichkeit des Gelenks nur wenig vergrössert; ferner, dass es ziemlich starke individuelle Verschiedenheiten zeigt.

Um die Richtung genauer kennen zu lernen, in der das Band zur Wirkung kommt, wurden Versuche angestellt, bei denen die Bewegungen des Femur gemessen wurden, Versuche, die noch der Verbesserung bedürfen, und deshalb als nicht völlig abgeschlossen angesehen werden können.

I. Versuch. Die erste Messung wurde an dem frischen Becken eines 21 jährigen im Hospitale an Pneumonie gestorbenen Mannes vorgenommen. Das Becken ward an einem freistehenden festen Holze unbeweglich angeschraubt.

Die Bewegungsgrössen des Femur wurden an einer grossen Gradtheilung abgelesen, welche so zu dem Becken sich stellen liess, dass der am Oberschenkelknochen fest angebrachte Zeiger parallele Bogen mit dem in Grade eingetheilten Kreise aufzeichnete und die Radien deckte. Der Mittelpunkt der Kreiseintheilung, deckte also den Mittelpunkt des Oberschenkelkopfes bei der Ablesung.

Bei den Bewegungen in der Adduktions- und Rotationsebene wurden rechtwinklich auf die erste Scheibe weitere Gradeintheilungen gestellt, und mit einem unter den erhobenen Schenkel geschobenen horizontalen Stab dafür gesorgt, dass die Adduktion bei gleicher Bengestellung sich messen liess, ebenso wie bei der Rollung die Beuge- und Adduktionsstellung möglichst festgehalten wurde. Auf der rechten Seite ward die knöcherne Pfanne so von der Beckenhöhle aus geöffnet, dass das sorgfältig geschonte ligamentum teres gut sichtbar wurde. Unter dasselbe ward darauf das blinde Ende eines dünnen Gummirohres geschoben, so dass der Druck des Ligaments sich an der Quecksilberscala eines damit in Verbindung gesetzten Manometers ablesen liess. Die Höhe der Quecksilberscala von 58 1/2 Centimeter ergab einen so bedeutenden Druck auf den Quecksilberinhalt des Gummirohres, dass selbst bedeutende Spannungsgrade des Ligaments messbar blieben, es somit zu erwarten stand, dass auch der höchste Stand des Meniscus den stärksten Spannungsgrad des Bandes anzeigen würde. Natürlich hemmte der untergeschobene Gummi die freie Aktion des Gelenkes, man gewann aber doch ziemlich genau die Stellung des Femur bis zum höchsten Grad der Spannung des Bandes und konnte nach Entfernung des Gummirohres mit den Messungen beginnen.

Das Gelenk war durch die Eröffnung der knöchernen Pfanne natürlich lufthaltig geworden. Es musste deshalb bei den nun vorzunehmenden Bewegungen sorgfältig darauf geachtet werden, dass der Contakt der Knorpelflächen bei den verschiedenen Stellungen erhalten blieb. Als Ausgangspunkt der Messung, also als Nullpunkt, wurde die gestreckte Stellung des Schenkels angenommen, bei welcher weder Adduction noch Rollung ausführbar war. Den höchsten Grad der Spannung zeigte das ligamentum teres bei einer Beugestellung des Femur von 80-85°, wenn man dabei möglichst stark adducirte und nach aussen rollte.

Das Gelenk selbst zeigte eine Beweglichkeit in der Längsrichtung des Körpers, also eine Beugungsgrösse von 135°. Die Bewegung in der darauf senkrecht stehenden Adduktionsebene war am grössten bei einer Beugestellung von 75°, sie betrug 80°; ebenso die Rotation, welche 40-60° ergab Nach Zerschneidung des ligamentum teres war die grösste Beweglichkeit in der Adductionsebene auf 85°-90° gestiegen, aber in einer Beugestellung des Schenkels, welche etwas höher stand als vorher, nämlich etwa 80° betrug, einer Stellung also, bei der vorher das ligamentum teres am stärksten angespannt war. In derselben Stellung betrug die Rotationsbewegung jetzt circa 70°.

Auf der linken Beckenseite wurden die Messungen zunächst am unverletzten völlig luftleeren Gelenk vorgenommen, um eine Controlle für die Richtigkeit der Messungen am rechten Bein zu gewinnen. Die Messung der Spannung des ligamentum teres ward also unterlassen, was man was man um so mehr durfte, als sich bei der späteren Eröffnung des Gelenks zeigte, dass das Ligament ganz gleiches Ansehen mit dem der rechten Seite zeigte, also wahrscheinlich auch annähernd gleiche Spannungsverhältnisse besass.

Die Bewegung in der Beugungsebene ergab genau 125°. Die in der Adductionsebene 75°- 80°, bei einer Beugestellung von 70-75°, die Rotation etwa 60° (letztere nicht genau bestimmbar).

Nach Durchschneidung des ligamentum teres steigerte sich die Adductionsbewegung auf 95° bei einer Beugestellung von 80-85°; die Rotation auf circa 80°-75° in gleicher Beugestellung; doch möchte ich auch hier wegen der Schwierigkeit der Messung nicht zu viel Gewicht auf die Angaben der einzelnen Grade legen.

So viel ging aber aus den Messungen sicher hervor, dass durch Zerschneidung des ligamentum teres die Adduction und Rollung grösser wurde und zwar in einer stärkeren Beugestellung des Schenkels, während beide Grössen in der ersten Beugestellung ziemlich unverändert blieben.

Beide Reihen stimmen so ziemlich überein, so dass keine grösseren Fehlerquellen, als sie schon in der nur ungefähren Bestimmung der Bogengrössen angedeutet liegen, untergelaufen sein können.

II. Versuch. Dieser Versuch wurde an der rechten Beckenhälfte eines alten Spirituspräparates angestellt, und zwar in gleicher Weise wie der vorhergehende. Auch hier ward mit dem Quecksilbermanometer zunächst der stärkste Spannungsgrad des Ligaments bestimmt, um die Stellung des Oberschenkels, welche dieselbe hervorbringt, messen zu können. Das Band zeigte sich am stärksten gespannt bei einer Beugestellung von 70° mit Adduction des Femur um 55°, nebst Auswärtsrollung, deren Grösse nicht genau genug gewonnen wurde.

Vor der Zerschneidung des Bandes konnte der Schenkel um eine horizontale Querachse 140° weit gebeugt werden, eine Grösse, die nach der Zerschneidung unverändert blieb.

Die grösste Adductionsbewegung fand bei einer Beugestellung des Schenkels von 45° statt, sie betrug 80°. Die Rollung betrug bei gleicher Beugestellung 30°.

Nach der Zerschneidung des Bandes betrug die Adduktion in einer Beugestellung von 70° 10 Grade mehr als vorher, nämlich 90°. In der Beugestellung von 45° war die Adduktionsgrösse unverändert geblieben.

Auch die Rollung war ergiebiger geworden in der Beugestellung von 70°, sie betrug etwa 40°.

Auf Grund dieser Beobachtungen muss ich das ligamentum teres als Hemmungsband für Auswärtsrollung und Adduktion des Femur oder entsprechende Bewegung des Beckens bei starker Beugung des Hüftgelenkes zu erklären.

Die Untersuchung ist damit noch nicht abgeschlossen. Die Messungen bedürfen in mancher Hinsicht noch der Verbesserung. Ebenso wird weiter noch festzustellen sein, bei welchen Bewegungen des Körpers diese Leistung des Ligaments eine Rolle zu spielen hat, da man noch nicht recht einsieht, warum gerade bei starker Beugung der Femur noch eines besonderen Arretirungsapparates bedarf.

Endlich wird sich die Untersuchung auch auf den Bau und die Gefässverhältnisse des Bandes zu erstrecken haben, da selbst in dieser Beziehung die Angaben der bisherigen Untersucher vielfach von einander abweichen.

 

Venio ad rem, cujus causa haec commentatio scripta est.

Celebrandus est dies, quo Viri Excellentissimi, Experientissimi

ERNESTI GOTTLOBI BOSEI

Professoris quondam in nostra literarum universitate Therapiae P. O., memoria instauranda est.

Hoc faciet die XXII. m. Septembris vir humanissimus

THEODORUS PETZOLD, MARIENBERGENSIS

unus ex tribus illis literarum studiosis, qui beneficiis Bosianis jam fruuntur, simulque brevi oratione, "Ueber das Stokes'sche Phaenomen", praemissa gratum profitebitur animum pro beneficiis a

JOHANNA ELEONORA BOSII

filia nobilissima, ex patris voluntate in se quosque alios commilitones collatis.

Quam solemnitatem ut vos, Rector Academiae Magnifice, Utriusque rei publicae proceres gravissimi, commilitones humanissimi praesentia splendidorem reddere velitis, ea qua decet observantia rogamus.

Dat. Lipsiae die Septembris I. a. MDCCCLXXV.

 

 

External links

Braune W. Ueber die Function des ligamentum teres am menschlichen Hüftgelenk: (Festschrift d. Univ. Leipzig.). Lipsiae: Typ. A. Edelmann, 1875. [books.google , digitale-sammlungen.de]


 
Authors & Affiliations

Christian Wilhelm Braune (1831-1892) was a German anatomist, professor of topographical anatomy at the University of Leipzig. [wikipedia.org]

Christian Wilhelm Braune (1892 or before)
Unknown author
, original in the wikimedia.org collection
(CC0 – Public Domain, color correction
 

Keywords

ligamentum capitis femoris, ligamentum teres, ligament of head of femur, experiment, role, significance, biomechanics

                                                                     .

NB! Fair practice / use: copied for the purposes of criticism, review, comment, research and private study in accordance with Copyright Laws of the US: 17 U.S.C. §107; Copyright Law of the EU: Dir. 2001/29/EC, art.5/3a,d; Copyright Law of the RU: ГК РФ ст.1274/1.1-2,7


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